Space to be

Die in Ungarn geborene Künstlerin scheint durch Farblehren definierten Spektren überwinden zu wollen. Jeder Normierung stellt sie eine phantastische Welt der Beugungen und Brechungen entgegen. Doch sind es keine Farb-Explosionen, die dabei entstehen, sondern genau kalkulierte und räumlich strukturiete, zwischen Harmonie und Dissonanz gespannte Projektionen der eignen inneren Ahnungen und Hoffnungen, niemals zu trennen von der Erfahrung des Unmittelbaren.

Der Titel der Ausstellung ergab sich im Gespräch mit der Künstlerin, in dem diese mit einer ganz erstaunlichen Präzision die Intentionen ihrer Arbeit beschrieb. Es geht ihr, etwas weniger poetisch formuliert, um die Darstellung von Erfahrungen, die sich ihr selbst im Prozess des Malens als rein, offen und vor allem räumlich darstellen. Sie erkennt im eigenen Bild widerstreitende Momente, die erst so bewusst werden, weil sie sich selbst offenbaren. Das reicht bis zu dem Empfinden, dass die Arbeiten im Entstehen ein Interesse bekunden, sich ihr zu erklären.

Wie man von einem „angesagten“ Ort sagt, es sei der Place to be, fiel uns ein, dass solche Bilder, in denen wir eigene Konflikte erkennen und lösen können, der Raum sein sollte, in dem man sich trifft und findet. Diese Ableitung wird umso verständlicher im warmherzigen, liebevollen Umgang der Künstlerin, denn diese spricht nicht nur davon, dass man heute mehr als je Heimat braucht und sucht, sondern scheint auch immer in ihrer Umgebung eine Atmosphäre der Geborgenheit zu schaffen, besonders natürlich mit der eigenen Kunst, an deren positiver Ausstrahlung ihr viel liegt.

Ralf Bartholomäus

Selbstdarstellung
„Raum zum Sein“ ist ein gewagtes Statement als Ausstellungstitel, worunter bei meiner vor allem malerischen Position eine poetische Alternative zum Dialog zwischen innerem und äußerem Raum verstanden wird. Das Unterwegssein, als Suche nach einem „Zuhause“, will sich im greifbaren Äußeren wenig manifestieren, vielmehr neigt es dazu, an der Grenze zu unterschiedlichen

Wahrnehmungen von Raumkontexten zu bleiben, die sich miteinander auch manchmal schwer vereinbaren lassen, aber dennoch versuchen, nebeneinander ihre Relevanz auf der Bildebene zu erkämpfen.

Die bildnerischen Erscheinungen sind eine Mischung von inneren psychischen Bedürfnissen und äußeren Raumerfahrungen, die letztlich wenig eindeutig als reale Erlebnisse einzuordnen, eher als verbildlichte Gedankenräume wahrzunehmen sind. Die Arbeiten sind interessiert daran, Verbindungen herzustellen, Assoziationen zu wecken an reale emotionale – oder eben räumliche – Erfahrungen, wollen Raum öffnen für die Zuschauer und zum Dialog einladen, indem sie Räume schaffen zum Verweilen.

Die Malerei gilt für mich nach wie vor als Möglichkeit zu künstlerischem Selbstausdruck, Ort für reale Auseinandersetzung und Dialog mit der Materie und gleichzeitig als Träger von Wertvorstellungen. Durch ihre Materialität hat Malerei etwas sehr Direktes und Verbindliches zu bieten. Und diesen verbindlichen Charakter empfinde ich heutzutage als eine sehr wichtige Erfahrung, wo man generell häufig nach Alternativen zur Orientierung sucht. Die Faszination des Mediums ist nicht unbegründet, denn die Malerei bleibt immer von einer Seite greifbar real erfahrbar und von der anderen Seite durch die illusorischen und abstrahierenden Möglichkeiten indirekt, symbolisch. Dieser Doppelcharakter macht für mich einen starken Reiz aus.

Enikő Márton